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Gespräch mit Sylvie Richterová und Alfredo Zucchi

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Die Veranstaltung findet auf Italienisch bei dem Buchhandlung List, Porzellangasse 36, 1090 Vienna, statt.

Sylvie Richterová, Il secondo addio, Miraggi 2023
Alfredo Zucchi, Demolition Job, Edicola 2023

Beide Bücher sprechen über Entwurzelung und die Herausforderung, den Dingen einen Sinn zu geben, aus Sicht der subjektiven wie kollektiven Erfahrung. Das Werk von Sylvie Richterovà tut dies anhand erkennbarer Umstände und Kontexte: Italien und die ehemalige Tschechoslowakei, stellvertretend für die zwei Blöcke des Kalten Krieges. In Demolition Job, hingegen, verschwindet der Kontext und wird traumartig ambivalent. In beiden Büchern erscheint die Handlung als Drama, auf das die Personen reagieren müssen.

 

Demolition Job (Edicola 2023)

Manchmal sind es ein Murmeln aus dem Nichts, manchmal ein ins Hier und Jetzt zurückrufen. Es handelt sich um Stimmen in einem konfliktvollen Spannungsfeld, sie springen über die Grenzen, die eine Erzählung von der anderen trennen, sie rebellieren gegen den Erzähler und versuchen für sich selbst eine neue Geschichte zu schreiben. Alfredo Zucchi springt zwischen einer oft aufgehobenen und aus dem Zusammenhang gelösten Handlung und theoretischen Reflexionen hin und her, und er folgt dem Prinzip der Anhäufung und formalen Explosion für die Abhandlung von Themen wie Autorität und Tod, Begehren und Liebe, Traum und Sprache. Die fünf Erzählungen gehen von einem Auflodern aus, um in der Folge eine unerwartete Utopie des Aufbaus vorzustellen.

Alfredo Zucchi (Neapel, 1983) lebt und arbeitet in Wien und Bergamo. Ha fondato la rivista letteraria digitale “CrapulaClub” (2008-2019). Er hat die digitale Literaturzeitschrift “CrapulaClub” (2008-2019) gegründet, ist Mitglied von Wojtek Edizioni und Mitherausgeber der Reihe Ostranenie für literarische Beiträge.

 

Il secondo addio (Miraggi 2023)

„Wir leben alle dieselbe Geschichte, aber jeder lebt einen anderen Teil davon“. Rom, Ende der 70er Jahre. Die junge Maria hat Prag in den dunklen Jahren nach der sowjetischen Invasion verlassen und lebt zusammen mit Tommaso und Anna. Ihre Sehnsucht nach Liebe teilt sie mit dem jungen Revoluzzer Mels (Akronym von Marx, Engels, Lenin und Stalin) sowie mit dem älteren Gelehrten Pavel, einem Freund ihres Vaters, mit dem sie einen dichten Briefwechsel hat, aber ihre Beziehung bleibt platonisch. Dazu bekommt sie ein Kind von ihrem Genossen Jan, ebenfalls Exiltscheche. Jeder der Figuren spricht in der Ich-Perspektive über seinen Teil der Geschichte, auf der Suche nach sich selbst und nach neuen Wurzeln sowie nach einer Desillusion der Utopien. Diese Erzählung mehrerer Stimmen, die nicht der linearen Entwicklung von Zeit und Raum folgt, stellt eine existenzielle Synthese vor, und dies eben dank des Abfassens – Briefe, Gedichte, ganze Romane, Selbstbiografien, Kommuniqués von Terroristen – Instrument und ordnendes Element, trotzdem sie labil und nicht Verstehen sowie Verwirrung unterlegen ist. Das Resultat ist eine äußerst prägnante Beschreibung des philosophischen und intimen Sinns der Unterdrückung, wo öffentlicher und privater Bereich nicht leicht unterscheidbar sind, wegen des Verlusts der Freiheit jenseits des Eisernen Vorhangs, welcher auch heute noch aktuell sein sowie Gültigkeit haben kann.

Sylvie Richterová (Brno, 1945) hat Romane, Gedichtsammlungen und literarische Aufsätze verfasst. Seit 1971 lebt sie in Italien und sie hat tschechische Literatur an den Universitäten Padua, Viterbo und Rom unterrichtet. Wie im Falle vieler Regimegegner, waren ihre Veröffentlichungen währen der Sowjetherrschaft in ihrer Heimat verboten und wurden nur als Samizdat-Publikationen im Selbstverlag gehandelt. Zurzeit lebt Sylvie Richterová in Prag und Trevignano Romano.

 

  • Organisiert von: Buchhandlung List