Primo Levi war schon seit seiner intensiven Beschäftigung mit den großen Klassikern der europäischen Literatur, deren Lektüre er zusammen mit seiner Leidenschaft für die Naturwissenschaften pflegte, ein Verfechter europäischer Gedanken und Visionen.
In Auschwitz stärkten seine Begegnung mit der Sprache und den Traditionen der osteuropäischen Juden und später, nach dem Konzentrationslager, die acht Monate dauernde Heimreise – durch die heutigen Länder Polen, Ukraine, Weißrussland, Rumänien, Ungarn, Slowakei, Österreich und Deutschland, welche von den Tragödien der Verfolgung und des Krieges zerstört waren – sein europäisches Bewusstsein.
Domenico Scarpa, Herausgeber zahlreicher Publikationen von und über Primo Levi, wird einige Überlegungen zum Verhältnis zwischen dem großen Schriftsteller und Denker aus Turin und den Ideen und Intellektuellen Europas, insbesondere im deutschen Sprachraum, anstellen. Im Gespräch mit Hannes Sulzenbacher – Chefkurator des Jüdischen Museums Wien und Verantwortlicher für die österreichische Ausstellung der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau – wird er aus der Sicht von Primo Levi den Übergang vom durch die Gewalt des Nationalsozialismus geeinten Europa zu den Werten des europäischen Bewusstseins der Nachkriegszeit schildern.
Zudem werden auch die Projekte Levi Net, welches die digitale Version aller Briefe von Primo Levi an deutsche Korrespondenzpartner:innen kostenlos online zugänglich machen wird, sowie der Thesaurus Primo Levi vorgestellt, eine multidisziplinäre Studie, die sich der Sprache des Turiner Schriftstellers widmet.
Das Gespräch findet auf Italienisch und Deutsch mit deutscher Simultanübersetzung statt.
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Domenico Scarpa ist Essayist und Übersetzer. Er lehrte lange Zeit an der Universität Neapel L’Orientale und am Middlebury College in Vermont. Er hat Veröffentlichungen von und über Primo Levi, Robert Antelme, Italo Calvino, Fruttero & Lucentini, Natalia Ginzburg und Graham Greene herausgegeben. Er hat zudem belletristische Werke von von Cathleen Schine, Jonathan Coe und Philippe Forest übersetzt. Scarpa arbeitet ständig mit dem Internationalen Primo-Levi-Studienzentrum in Turin zusammen.
Hannes Sulzenbacher war Co-Direktor des Festivals „Wien ist andersrum” und Co-Direktor des „QWIEN – Zentrum für queere Geschichte” in Wien. Von 1999 bis 2022 war er als Ausstellungskurator tätig, von 2014 bis 2021 war er Leiter des kuratorischen und wissenschaftlichen Teams für die Neugestaltung der österreichischen Ausstellung in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Seit Juli 2022 ist er Chefkurator des Jüdischen Museums Wien.