Vor dem Gastlandauftritt Italiens bei der Frankfurter Buchmesse ergreift das Literaturhaus Wien die Gelegenheit, einen kleinen Querschnitt italienischer Gegenwart ins Haus zu holen: Vom Nachdenken über Dante als Gründungsfigur der italienischen Literatur über einen feministisch-historischen Roman über das Nachkriegsitalien in den Abruzzen bis hin zu Problemlagen im heutigen Apulien.
Das Programm wurde von Florian Baranyi konzipiert.
Die Veranstaltung ist Teil der Serie „Italienischer literarischer Herbst“, anlässlich derer zahlreiche Autor:innen aus Italien nach Wien und Österreich kommen.
Mi, 09.10.2024, 19.00 Uhr
Simona Baldelli, Die geheimnisvolle Freundin
Moderation: Karin Fleischanderl
Konsekutivübersetzung: Lorena Pircher
Filmvorführung: Elsa Morante, La Storia – Vom Skandal zum Klassiker
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Simona Baldellis Roman (übersetzt von Elisa Harnischmacher) spielt in den Abruzzen in den 1950er Jahren: Von Geburt an lebt Nina in einem von strengen Nonnen geführten Waisenhaus. Als sie sieben ist, wird Lucia aufgenommen, die gerade ihre Eltern verloren hat. Zwischen den beiden gleichaltrigen Mädchen entwickelt sich über viele Jahre hinweg eine enge Freundschaft. Bis ein dramatisches Missverständnis ihr Vertrauensverhältnis nachhaltig erschüttert. Als Nina mit 18 Jahren das Waisenhaus verlässt, findet sie sich auf einem unbekannten Kontinent wieder, auf dem ihr Leben neu zu beginnen scheint: Sie lernt neue Freunde kennen, nimmt mit ihnen an Demonstrationen und Streiks teil und an der historischen, vierzig Tage dauernden Besetzung der großen Tabakfabrik in Lanciano im Mai 1968.
Do, 10.10.2024, 19.00 Uhr
Mario Desiati, Spatriati
Alessandra Eramo, La Santa Monica (performance)
Moderation: Florian Baranyi
Konsekutivübersetzung: Lorena Pircher
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Mario Desiati, Gewinner des Premio Strega 2022 besucht Wien mit seinem Erfolgsroman Spatriati (übersetzt von Martin Hallmannsecker). „Spatriati“, das sind in Apulien die Unbestimmten, die aus der Art Schlagenden, die Spinner, die Ziellosen und Alleinstehenden, kurz: die, die nicht dazugehören.
Alessandra Eramo ist eine in Berlin lebende Künstlerin, Sängerin und Komponistin, die mit Klangperformance und -installation, Lautpoesie, Zeichnung und Video arbeitet und latente akustische Territorien der menschlichen Stimme und Geräusche als sozio-politisches Thema erforscht.
Fr, 11.10.2024, 19.00 Uhr
Fabio Stassi, Ich, ja ich werd’ Sorge tragen für dich
Giulio Camagni, 1525. Der Aufstand
Moderation: Ulrich van Loyen
Konsekutivübersetzung: Lorena Pircher
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Curarsi con Dante (Selbstheilung durch Dante), so die Banderole um das Original, dessen Titel E d’ogni male mi guarisce un bel verso, ein Zitat des Dichters Umberto Saba ist. Für den deutschen Titel (die Übersetzung stammt von Monika Lustig) hat Fabio Stassi den Refrain eines Songs von Franco Battiato gewählt. Stassi folgt dem Dichter Dante ins Exil, wie er Wort für Wort, Reim für Reim auf seiner Wanderschaft in magischen Schritten und Bewegungen die Menschheit vermessen hat.
Giulio Camagnis neuer Band spielt im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Heerscharen von Bauern, Handwerkern, Soldaten und ausgestoßenen Rittern rotten sich zusammen, um den Verheißungen von reformatorischen Predigern zu folgen. Als die Bauern sich in einem Akt des Stolzes der Tyrannei widersetzten, lösten sie eine Kette von Ereignissen aus, die sich zu einem blutigen Bürgerkrieg steigerte und am Beginn einer regelrechten religiösen Revolution stand: der protestantischen Reformation.